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Kommentar

Eigentlich sollte es so sein, dass wir Häuser bauen, um Menschen darin Sicherheit vor Wind und Wetter zu geben und ein Stück Privatsphäre zu sichern. Denn jeder Mensch ist bestrebt, das Leben zu genießen – nach seinen persönlichen Vorstellungen und Wünschen. Einen wichtigen Beitrag dazu leisten Wissenschaft und Forschung. Musste früher der „normale“ Bewohner – wenn überhaupt möglich - einen Raum im Winter mühsam mit Holz oder Kohle heizen, drücken wir heute nur Knöpfe oder stellen unsere computergesteurte Heizanlage ein, um eine gesunde Wohnathmosphäre zu bekommen.

 

Doch wie das Sprichwort sagt: Jede Medaille hat zwei Seiten. Das gilt auch für Wissenschaft und Technik. Unbestritten erleichtert uns heute der technische Fortschritt das Leben und Wohnen. Doch wird es deshalb auch einfacher? Bestimmt haben auch Sie sich schon einmal geärgert, wenn beispielsweise der neu gekaufte Superflachbildfernseher nach der mitgelieferten Gebrauchanweisung programmiert werden soll. Oder mitten in der Winternacht die computergesteuerte hochmoderne Heizanlage ihren Geist aufgibt und Sie verzweifelt einen fachkundigen Handwerker suchen, der diese wieder in Gang bringen kann.

 

Der Glaube an den Fortschritt beinhaltet auch den Fluch einer sich laufend ändernden Entwicklung in immer kürzeren Zeitperioden. So leben wir bereits heute in einer Welt, die ohne Experten nicht mehr zu funktionieren scheint und manchen bereits als unbeherrschbar vorkommt. Es ist eine Tatsache, das der Fortschritt das Wissen um die Dinge generell vermehrt. Doch im Wahn der Wissenschaft und des Fortschrittglaubens vergessen wir all zu schnell, dass die Natur ihre eigenen Gesetze schreibt und sich noch immer dem menschlichen Genius überlegen zeigt. Aktuell hat uns die Natur in Japan gezeigt, das sie immer dann zuschlägt, wenn wir der Meinung sind, sie endlich zu beherrschen. Ein ganzes Land – und mit ihm auch die Restwelt – wurde durch Erdbeben und riesige Wellen nachhaltig geschädigt, seine Bewohner innerhalb von Sekunden ihrer Wohnungen beraubt und die Infrastruktur zertstört.

 

Zusätzlich wurde uns Menschen gezeigt, das Wissenschaft und Technik dann falsch angewendet werden, wenn es um Geld und Macht geht. Denn jedem Techniker ist bekannt, dass eine noch so gute technische Entwicklung ins Gegenteil umschlägt, wenn wir Menschen sie nicht beherrschen. Die Wissenschaft hat uns immer schon gelehrt, dass es eine absolute Sicherheit niemals geben kann – doch um schnell viel Geld zu verdienen, wurde diese Binsenweisheit von Spekulanten abgetan. Das Ergebnis sahen wir in Tschernobyl und jetzt noch deutlicher in Japan: Die friedliche Nutzung der Atomenergie ist nicht beherrschbar. Und selbst wenn jetzt wirklich ein Umdenken stattfinden würde – was dem Gewinnstreben der Lobbyisten und vielen Politikern entgegen läuft – der verstrahlte Müll aus diesen Kraftwerken kann bisher nirgends sicher gelagert werden und wird deshalb unseren Urururenkel noch Kopfzerbrechen bereiten. 

 

Ein anderes Beispiel ist die technische Entwicklung am Bau. Nachdem unsere Eltern noch mit Holz, Kohle, Heizöl oder Gas heizen mussten, können wir heute bereits auf alternative Möglichkeiten zurückgreifen. Das ist einerseits sicher erstrebenswert, da die fossielen Brennstoffe in absehbarer Zeit kaum mehr bezahlbar sein werden, da ihre Vorkommen bald erschöpft sind. Doch sind alle bisherigen alternativen Nutzungsarten, mit denen ein Haus geheizt werden kann, nur mit aufwendiger Technik nutzbar. Das heute angestrebte Ziel des sogenannten „Energie-plus- Haus“ – Heizenergie wird nicht nur von der Gebäudetechnik geliefert, sondern als Überschuss noch abgegeben – ist nur mit komplizierter, aufwendiger Technik machbar. Man will damit den alten Menschheitstraum vom „perpetuum mobile“ verwirklichen. In der Menschheitsgeschichte war das bisher nicht machbar.   

 

Viele Hausbesitzer und Mieter sind schlichtweg mit der komplizierten Steuerungstechnik, ohne die die Energieeffizienz eines Gebäudes nicht verbessert werden kann, überfordert. Hinzu kommt, dass ein Gebäude absolut luftdicht gebaut sein muss, um energetische Gewinne zu erzielen. Kein Problem sagt uns theoretisch Wissenschaft und Technik und benutzt zum Nachweis nur mit Rechnern dokumentierbare energetische Gewinne. Doch wie bereits gesagt, jede Medaille hat zwei Seiten: Der Praktiker weiß, dass so etwas handwerklich kaum möglich ist – auch wenn die Werbung es wieder einmal besser weiß.

 

Selbst wenn es gelingen könnte, ein luftdichtes Gebäude praktisch herzustellen – in Laborversuchen ist das kein Problem – müssen zusätzlich elektronisch gesteuerte Be- und Entlüftungssysteme den Menschen vor einem Erstickungstod schützen. Dafür gibt es soagar eine eigene Norm.

 

Ich bin der Überzeugung, dass viele Leser meinen Kommentar als überzogen betrachten. Doch geht es mir nicht darum, Zustimmung einzufordern, sondern allein um eine andere, nicht so technikgläubige Sichtweise. Natürlich möchte auch ich nicht mehr so wohnen, wie unser Vorfahren. Denn auch ich liebe den Luxus einer modernen Wohnung. Doch sollten wir uns wieder darauf besinnen, dass Häuser für Menschen gebaut werden und nicht Menschen für Häuser. 

Krolkiewicz

 


Ist die Baukultur noch zu retten?

„Baukultur entsteht täglich in den Städten und Gemeinden und prägt wesentlich das Gesicht einer Nation. Sie ist Markenzeichen und Standortfaktor. Deshalb muss das Bewusstsein für Baukultur gestärkt werden. Baukultur muss sich im Blickfeld der Öffentlichkeit etablieren und zum gemeinsamen Anliegen gemacht werden. Auch international müssen baukulturelle Leistungen aus Deutschland stärker in die Wahrnehmung gebracht werden“, so das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Städtebau.

Soweit das Wunschdenken der Bundesregierung und der Bauindustrie. Doch letztere läßt keine Möglichkeit aus, um in der Öffentlichkeit das Gegenteil zu beweisen. Trotz einer Kampagne „Leitbild Bau“ wird die Bauindustrie mittlerweile von vielen Bürgern als kriminell und unseriös wahrgenommen. Das Debakel beim Kölner und Düsseldorfer U-Bahnbau, angebliche Unregelmäßigkeiten an der ICE-Trasse, unerklärbare Schäden bei Erweiterung der Autobahn in Norddeutschland, sind nur einige „Highlights“, die mit besonderer Aufmerksamkeit auch im Ausland wahrgenommen werden.

Das  Ansehen ganzer Berufsstände – Architekt, Bauingenieur, Bauleiter, Baupolier und Bauhandwerker – haben nicht nur am Image Schaden genommen, es droht ein Debakel, wenn es der Bauindustrie nicht gelingt, gegen solche Machenschaften in den eigenen Reihen vorbehaltlos vorzugehen. Die in Köln beteiligten Bauunternehmer sorgen intensiv dafür, das in den Köpfen künftiger Auftraggeber das Bild vom angeblich unseriösen und nur Pfusch liefernden Bauunternehmer bestärkt wird.

Bis jetzt gibt es nur Lippenbekenntnisse mit Verweisung auf „die laufenden Ermittlungen des Staatsanwaltes“. In Köln trifft das auf den Bauherren, die Bauaufsicht und die Bauunternehmer zu.  Nicht dringend notwendige Ehrlichkeit gegenüber der Öffentlichkeit wird praktiziert, sondern nur Vertuschung. Auch wenn sich Verbände und seriöse Bauunternehmer von solchen Vorgehensweisen öffentlich distanzieren, Schwere und Ausmaß des praktizierten Pfuschs in Köln ist noch immer nicht annähernd bekannt. Fest steht bis heute nur der Einsturz des Stadtarchivs, der Tod zweier unbeteiligter Bürger und die berechtigte Angst vieler Anlieger, was noch passieren kann.

Um das verlorene Vertrauen in den Bau wieder herzustellen, sollten alle am Bau Beteiligten gemeinsam dafür sorgen, dass jeder „normale Bauherr“ davon überzeugt wird, wieder auf die gewünschte und erbrachte Leistung vertrauen zu können. Dazu gehört auch, dass Bauherren und Bauunternehmen Leistung nicht allein an den Kosten messen, sondern wieder verstärkt auf Qualität achten. Solche Qualität kann aber nur durch gut ausgebildete Fachkräfte erbracht werden und nicht, wie heute auf deutschen Baustellen leider üblich, durch Billiglohnkräfte und Schwarzarbeit. Besonders Bauunternehmen sollten daran arbeiten, das Bild der deutschen Bauwirtschaft durch seriöses und qualitativ hochwertiges Handeln positiv zu beeinflussen. Das augenblickliche Desaster trägt dazu sicherlich nicht bei.

 Wenn, wie das BMVBS schreibt, deutsche Baukultur auch international wieder positiv wahrgenommen werden soll, müssen vom Lehrling über den Meister bis zum Verbandsvertreter alle am Bau Beteiligten endlich offen und nachhaltig gegen „schwarze Schafe“ in den eigenen Reihen vorgehen. Der Kölner Bauskandal weist auf offensichtliche Laxheit im Umgang mit dem Auftraggeber, der Baustellenkontrolle und der Leistungsqualität hin. Ob aus Geldgier oder Geringschätzung des Auftraggebers, das können nur alle dort Beteiligten beantworten. Augenblicklich unternehmen sie jedoch alles, um die in der öffentlichen Diskussion vorgetragenen Vorurteile zu bestätigen. Und die Baukultur leidet weiter.

© Hans Jürgen Krolkiewicz

 

   
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